Beschreibung
Maximilian Kaller, 1930 als Bischof von Ermland in sein Amt eingeführt und 1946 von Papst Pius XII. mit einem Sonderauftrag für die Seelsorge der Flüchtlinge und Vertriebenen betraut, soll selig gesprochen werden. Das Bild Kallers ist für viele vom Ende bestimmt: Der in Armut und Heimatlosigkeit solidarische Bischof, der Vater der Vertriebenen, ist wohl das stärkste Bild in der Erinnerung der Nachwelt. Ein zweites Datum, das mit der Nennung des Namens Kaller unmittelbar verbunden wird, ist der März 1933, als sein Aufruf zur Mitarbeit an der Erneuerung des Volkes in vielen katholischen Blättern abgedruckt wurde. War Kaller demzufolge ein Sympathisant der nationalsozialistischen Bewegung? Wer prägte seine Haltung gegenüber den neuen Machthabern des Jahres 1933? Wann korrigierte er seine Position? Aus welchen Gründen? Wo lagen die Differenzen zum Nationalsozialismus? Kaller als ein zentraler Propagator der Katholischen Aktion in Deutschland begegnet am häufigsten als "Seelsorgebischof". Vom Diasporaseelsorger auf Rügen bis zum Großstadtseelsorger in der Diasporaumgebung und schließlich Päpstlichen Sonderbeauftragten für die heimatvertriebenen deutschen Katholiken reicht sein Wirkungsradius. Überall war seine Seelsorge caritativ ausgerichtet und sprengte die Mauern von sozialen Schichten oder ethnischen Gruppen; sie war in ihren Grundintentionen innovativ. In den vielfältigen und vielschichtigen Umbrüchen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewann er durch seine franziskanische Haltung einen kritischen Blick. Der stets unruhig Sorgende wurde so zum Wegweiser. Als solcher ist dieser Bischof nicht nur in historischer Perspektive eine herausragende Persönlichkeit sondern auch eine Gestalt von höchster Aktualität.