Beschreibung
Ingeborg Rapoport ist bekannt als Kinderärztin der Berliner Charité, als Begründerin der Neugeborenmedizin in der DDR und als womöglich älteste Frau, der man einen Doktortitel verliehen hat. Die Anerkennung ihrer Promotion wurde der jungen Ärztin wegen ihrer jüdischen Wurzeln 1937 in Nazi-Deutschland verweigert. Im Jahr 2015 erkannte man der inzwischen 102-Jährigen den Titel nachträglich an. 1938 war sie in die Vereinigten Staaten geflohen, wo sie ihren späteren Mann Samuel Mitja Rapoport kennenlernte. Beide engagierten sich in der Kommunistischen Partei der USA. Wegen dieser politischen Aktivität von der McCarthy-Kampagne verfolgt, mussten sie neuerlich emigrieren. In der DDR fand Inge Rapoport ihre neue Heimat und an der Berliner Charité ihre Wirkstätte. Im Ruhestand resümiert die Wissenschaftlerin ihr Leben, erinnert an Wegbegleiter, rechnet ab mit Missständen in Politik und Gesellschaft - aber auch mit sich selbst. Sie lädt dazu ein, ihre Erfahrungen in der Deutschen Demokratischen Republik und den medizinischen Fortschritt der Pädiatrie nachzuvollziehen. Adressiert an ihren ungeborenen Nachfahren Joshua entsteht ein bewegendes Bild ihres Lebens zwischen Judenhass und politischer Verfolgung, ärztlichem Engagement und sozialistischen Idealen.
Autorenportrait
Prof. Dr. Ingeborg Syllm-Rapoport (geboren 1912 in Kamerun, gestorben 2017 in Berlin), international anerkannte Kinderärztin und Professorin für Pädiatrie, musste 1938 als sogenannte 'Halbjüdin' Deutschland verlassen. 1937 verweigerte man ihr die Verteidigung ihrer Dissertation und damit den Doktorgrad. Sie emigrierte in die USA, wo sie nach einigen Schwierigkeiten beruflich Fuß fassen konnte und ihren späteren Mann Samuel Mitja Rapoport kennenlernte, der damals bereits Biochemiker von Weltrang war. Als Kommunisten während der McCarthy-Ära Verfolgung und Repression ausgesetzt, flohen die Rapoports über Österreich in die DDR. An der Berliner Charité prägte Ingeborg Rapoport ab 1959 die Entwicklung der Kindermedizin maßgeblich mit. Seit 1964 Professorin für Pädiatrie an der Humboldt-Universität zu Berlin, hatte sie ab 1969 den ersten europäischen Lehrstuhl für Neonatologie inne. 2015, im Alter von 102 Jahren, erhielt sie die Anerkennung der in Nazi-Deutschland verweigerten Promotion.