Ach wie gut, dass niemand weiss

Ein Schweizer Lese- und Vorlesebuch - Erzählungen von Max Huwyler, Thomas Hürlimann, Brigitte Schär, Jürg Schubiger, Claudia Storz, Franz Hohler uvm.

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783312009459
Sprache: Deutsch
Umfang: 176 S.
Format (T/L/B): 1.8 x 22 x 14.2 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Hätte Hugo nicht einen Brief an den "Presidänten" geschrieben, hätten wir vielleicht nie erfahren, warum plötzlich Frieden ist. Wer nicht weiß, dass auf dem Mond Wunder ganz normal sind, der wird kaum glauben, dass dort plötzlich ein Vogel mit glänzendem Gefieder auftaucht. Sind Geschichtenerzähler nicht überhaupt raffinierte Geheimniskrämer? Die folgenden sind es in jedem Fall: Martin R. Dean, Catalin Dorian Florescu, Franz Hohler, Peter Höner, Thomas Hürlimann, Max Huwyler, Ulrich Knellwolf, Tim Krohn, Hans Manz, Klaus Merz, Brigitte Schär, Jürg Schubiger, Anita Siegfried, Verena Stössinger, Claudia Storz und Bettina Wegenast.

Autorenportrait

Gabrielle Alioth, 1955 in Basel geboren, studierte Wirtschaftswissenschaften und Politik, arbeitete bei der Prognos und and er Universität Basel und siedelte 1984 nach Irland über, wo sie heute als Schriftstellerin und freie Publizistin lebt. Für ihr literarisches Werk und ihre Kinderbücher wurde sie mehrfach ausgezeichnet, etwa mit dem Hamburger Literaturpreis.

Leseprobe

Unbenanntes DokumentFranz HohlerOh, Hugo! Der kleine Hugo hatte kein leichtes Leben. Zwar wohnte er mit seinen Eltern, seinem Schwesterlein Zora und seinem Meerschweinchen Olaf in einer schönen Siedlung am Waldrand. Aber wenn irgendetwas Dummes passierte, also wenn sein Schwesterchen weinte oder wenn sein Freund Rudi mit dem Fahrrad hinfiel oder wenn das Meerschweinchen Olaf an Vaters Schuhen knabberte, sagten die Eltern zu Hugo: »Du bist schuld!«, oder einfach: »Oh, Hugo!« Dabei hatte Hugo sein Schwesterlein Zora nur an den Haaren gezogen und Rudi nur mit einer Grillzange in die Speichen gegriffen und Olaf nur mal schnell auf den Teppich gesetzt. Wenn im Schulhaus eine Bananenschale auf der Treppe lag und die Lehrerin darauf ausglitt, war ganz klar, wer schuld war daran: Hugo. Wenn bei den Fahrrädern auf dem Spielplatz die Luft raus war, konnte es nur einer gewesen sein: Hugo. Wenn ein Abfallkorb in Flammen stand, weil jemand ein Streichholz hineingeworfen hatte, konnte das nur einen Grund haben: Hugo. Einmal sollte Hugo sein Schwesterlein Zora hüten und machte stattdessen ein Computerspiel. Zora wollte zur Schokoladendose, stieg in der Küche auf einen Stuhl, fiel hinunter und schlug sich den Kopf so blutig, dass der Arzt nähen musste. Und die Mutter rief nicht etwa: »Ach, Zora!«, sondern: »Oh, Hugo!« Als sich Olafs Bäuchlein eines Tages so zu blähen begann, dass man mit ihm zum Tierarzt musste, wusste Hugo, warum. Er hatte ihm allen Broccoli verfüttert, den er selbst nicht gern hatte, und er hielt sich die Ohren zu, damit er das Meerschweinchen nicht piepsen hörte: »Oh, Hugo!« Langsam war Hugo überzeugt, dass er an allem schuld war, was schiefging. Einmal brüllten sich seine Eltern so heftig an, dass Hugo dazwischen trat und »Frieden!« schrie. Am nächsten Tag sagten ihm die Eltern, sie ließen sich scheiden. Hugo wusste sofort, wer schuld war daran. Nach der Scheidung holte der Vater öfters seine beiden Kinder übers Wochenende zu sich in seine neue Wohnung. Einmal aber rief er an und sagte, sie könnten morgen nicht kommen, er müsse in den Krieg. Hugos Vater war nämlich Militärpilot. Hugo wusste gleich, wer schuld daran war. Er erinnerte sich, dass er bei der Scheidung gedacht hatte: »Hoffentlich gibt es Krieg, und mein Vater muss hin.« Hugo war ganz verzweifelt und schrieb dem Präsidenten des Landes einen Brief, in dem stand: »Lieber Herr Presidänt! Bitte hören Sie auf mit dem Krig. Ich bin schuld daran, und es tut mir leid. Ihr Hugo.« Der Präsident wunderte sich sehr über den Brief, und Hugos Mutter wunderte sich noch mehr, als der Präsident bei ihr anrief und sich nach Hugo erkundigte. Schon am nächsten Tag durfte Hugo zum Präsidenten fahren. Der fragte Hugo, wieso er meine, dass er am Krieg schuld sei, und Hugo erklärte es ihm. Er war dann sehr erleichtert, als ihm der Präsident versicherte, der Krieg sei ganz und gar ohne Hugos Zutun ausgebrochen. »Könnten Sie nicht damit aufhören?«, fragte Hugo und dachte an seinen Vater. »Und wie könnten wir denn mit dem Krieg aufhören?«, fragte der Präsident zurück. Hugo musste nicht lange überlegen. »Bombardieren Sie die Städte mit Bananen und schießen Sie mit Schokolade auf die Feinde«, schlug er vor. »Und für die Kinder der Feinde müssen Sie Meerschweinchen abwerfen«, fügte er hinzu. »Wenn du meinst«, sagte der Präsident, »dann werden wir es einmal versuchen.« Am nächsten Tag ließ Hugos Vater aus seinem Flugzeug statt der Bomben ein paar Tonnen Bananen auf die feindliche Hauptst