Beschreibung
Andrej Sinjawskijs neuestes Werk ist ein gewaltiges und faszinierendes Unternehmen - es ist der Versuch, erstmals eine Geschichte des russischen Volksglaubens zu schreiben; eine Geschichte, die auf heidnische, magische und christliche Aspekte eingeht und sie anschaulich, lebendig und farbig für den westlichen Leser darstellt. Wie in seinem vorangegangenen Buch zur Sowjetzivilisation hat sich Sinjawskij auch hier mit einer Fülle von literarischen und historischen Quellen befaßt, zugleich aber auch auf seine eigenen Erfahrungen in der Sowjetunion zurückgegriffen. So berichtet er dem Leser in seiner Nachbemerkung, daß er im Lager auf Mithäftlinge stieß, die kuriosen Sekten und Glaubensgemeinschaften angehörten und wegen ihres Glaubens oft zu zehn oder zwanzig Jahren Haft verurteilt wurden. Dort, im Lager, im Gespräch mit diesen Männern, erwachte Sinjawskijs Interesse für den russischen Volksglauben. Er begann zu forschen und zu sammeln. Nun, nach über zwanzig Jahren, legt er die Früchte seiner Arbeit vor. Sinjawskij untersucht Sekten und Heilige; heidnische und magische Rituale; Fabeln und Volksmärchen mit ihren immer wiederkehrenden allegorischen Gestalten - dem Dieb, dem Possenreißer und, nicht zuletzt, Iwan, dem Dummen. Er grenzt die Sphäre des Volksglaubens sorgsam gegenüber dem Bereich der orthodoxen Kirche mit ihren Dogmen und Konventionen ab. Entstanden ist eine spannende historische Analyse und ein facettenreiches Tableau des russischen Volksglaubens im zaristischen Rußland. >Iwan der Dumme. Über den russischen Volksglauben< ist das erste Buch zu diesem Thema und wird sicher über lange Zeit ein Standardwerk bleiben.
Autorenportrait
Andrej Sinjawskij, die 'Stimme Ost-Europas' (Heinrich Böll) wurde 1925 in Moskau geboren, war Dozent am Gorki Institut für Weltliteratur. Seine ersten Bücher stellte Andrej Sinjawskij unter dem Pseudonym Abram Terz vor. Nach Veröffentlichungen im Westen wurde er verurteilt und von 1965 bis 1971 in Lagern interniert, 1973 emigrierte er nach Frankreich, wo er bis zu seinem Tod 1997 als Professor für russische Literatur an der Sorbonne lehrte.