Beschreibung
In der Verbannung entstanden Ossip Mandelstams letzte Gedichte: >Die Woronescher Hefte<, einer der Höhepunkte der russischen Lyrik des 20. Jahrunderts. Ossip Mandelstam war im Jahr 1934 verhaftet und verbannt, seine Manuskripte beschlagnahmt worden. In den zwei Jahren der Verbannung, auf die der Tod im Arbeitslager verfolgte, entstanden über hundert Gedichte, das Spätwerk Mandelstams. Sie sind Summe und Vermächtnis, Versammlung des eigenen Schaffens wie der es nährenden europäischen Kultur. In ihnen spiegeln sich alle Erfahrungen eines Verstoßenen und Gehetzten. Und doch beschwört Mandelstam beharrlich den Atem, die Weite und den Raum. Beharrlichkeit, Zuversicht, da und dort sogar Heiterkeit - in Woronesch sind wunderbare Gedichte entstanden, Poesie von abgründiger Tragik, und doch voller Kraft.
Autorenportrait
Ossip Mandelstam, am 15. Januar 1891 in Warschau in einer jüdischen Familie geboren, studierte in Petersburg, Paris und Heidelberg. Seine Gedichtbände >Der Stein< (1913) und >Tristia< (1922), autobiographische Prosa >Das Rauschen der Zeit< (1925) und >Die ägyptische Briefmarke< (1928), sowie seine Essays >Über Poesie< (1928), sind Meilensteine der russischen Dichtung des 20. Jahrhunderts. Ab 1929 politischer Verfolgung ausgesetzt, konnte sein Werk erst Jahrzehnte nach seinem Tod erscheinen. Mandelstam ist eines der prominenten Opfer von Stalins Regime der Terrorjahre. Aufgrund eines satirischen Epigramms auf Stalin im Mai 1934 verhaftet und verbannt, wurde er 1938 erneut verhaftet und zu Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt. Er starb am 27. Dezember 1938 in einem Lager bei Wladiwostok. Seine Gedichte wurden von seiner Frau, Nadeschda Mandelstam, auswendig gelernt, versteckt und von Helfern in die USA geschmuggelt. Das Gesamtwerk, auf Deutsch 1985 bis 2000 im Ammann Verlag erschienen, ist im S. Fischer Verlag erhältlich.